Psychomotorische Weiterbildung im Modulsystem
Erweiterungsqualifikation Psychomotorik: Dialog, Beziehung, Übertragung (Modul 2)
Das Aufbaucurriculum richtet sich an PsychomotorikerInnen mit Berufserfahrung, die sich selbst als Teil der Arbeit betrachten und dem Beziehungsaspekt des Pädagogen/Therapeuten mit dem Kind (Jugendlichen/Erwachsenen) mehr Bedeutung beimessen möchten.
Über das Wahrnehmen, Bewegen, Erleben und Handeln entwickeln Kinder motorische und seelische Erlebnisfähigkeit. Tätigsein und Handeln sind stets leib- und bewegungsorientiert. Ein äußeres (bewegtes) Gleichgewicht spiegelt inneres (bewegendes) Gleichgewicht wider- und so auch umgekehrt. So können Kinder einmal still, ängstlich, scheu an einem Ort zurückgezogen sein oder auch hektisch, unstet, rastlos in Raum und Zeit. Dieser Ansatzpunkt, motorisches und emotionales Gleichgewicht im Zusammenhang pädagogisch-therapeutischer Arbeit zu betrachten, spiegelt sich inhaltlich in unserer Arbeit, wie auch äußerlich im Wort PsychoMotorik wider. Grundgedanken unseres theoretischen und psychomotorischen Verständnisses basieren auf den Inhalten der Integrativen Therapie (Hilarion G. Petzold).
Psychomotorik ist dabei unserem Verständnis nach offen methodenintegrierend und fließend: unter stetig sich verändernden gesellschaftlichen Bedingungen und neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Entwicklung findet lebenslang statt. Prozessorientiert im Bereich der Lebensspanne, in einer Netzwerkorientierung und in der Wirksamkeit von unterstützenden, protektiven Faktoren. In ökologischen, systemischen und familienorientierten Zusammenhängen. Darauf richten wir unsere Arbeit ein und verändern sie.
Sich selbst bewusster erleben
Unsere tägliche Arbeit mit Kindern und Jugendlichen besteht darin, sie auf dem Weg ihrer Entwicklung zu begleiten – wir sind Teil ihres und zugleich unseres eigenen Entwicklungsprozesses. Dabei kommt es nicht selten zu Unstimmigkeiten, Spannungen, Missverständnissen und (Gegen-) Übertragungen, die es aufzulösen gilt. Aus diesem Verständnis ist es uns wichtig, dass wir uns in unserer Arbeit mit unseren Eigenheiten und unserer gesamten Persönlichkeit einbringen und uns auf den Prozess und damit auch auf einen Dialog einlassen. Indem wir einerseits versuchen, den körperlichen und motorischen Ausdruck des Kindes und gleichzeitig „die Sprache“ der Symptome aufzunehmen, können wir den Kindern andererseits durch ein mitfühlendes, emotionales und seelisches Erleben eine Hilfestellung geben, die hohen Lebensanforderungen unserer postmodernen Gesellschaft zu bewältigen.
Den Blick richten wir auf die vielfältigen schützenden, stärkenden, selbstheilenden, ressourcenorientierten Aspekte von Entwicklung. Auf all jene positiven, stützenden Kräfte und Fähigkeiten, die Voraussetzungen für individuelle Veränderungen sein können. Damit kann eine ausschließlich pathologiezentrierte Sichtweise überwunden und ein großes innovatives Potential für die Arbeit entwickelt werden. Aufbauend auf erworbene Kenntnisse früherer Aus- und Weiterbildungen z. B. in der Arbeit mit (Alltags-) Material, (kooperativen) Spielen oder (Entspannungs-) Techniken richtet sich der Blick in dieser Weiterbildung daher hin zur eigenen Person und zum dialogischen Arbeiten, zur Beziehungsgestaltung, zur Kooperation, zum Prozess. Vom Blick zum Gegenüber geht auch der Blick zu sich selbst. Dabei kommt dem empathischen „Mitfühlen“ und der Wahrnehmung eigener Resonanzen auf leiblicher und emotionaler Ebene eine besondere Bedeutung zu. Durch das Einbringen und „Nutzbarmachen“ eigener Gefühle gestaltet sich somit Beziehung im Prozess.
Zielgruppe, Zulassungsvoraussetzungen
PädagogInnen/TherpeutInnen im Vorschul-, Schul- und Heimbereich, InteressentInnen aus anderen pädagogisch-therapeutischen Arbeitsbereichen mit Bewegungs- und/oder psychomotorischen Erfahrungen. Voraussetzung ist ein erfolgreicher Abschluss „Zusatzqualifikation Psychomotorik“ oder psychomotorische Aus- und Weiterbildungen in Psychomotorik oder Ausbildungen in Motologie, Motopädie u. a. (Fragen zur Anerkennung von Aus- und Weiterbildungen in Psychomotorik richten Sie bitte an das Sekretariat). Mindestalter ist 22 Jahre; eine pädagogische oder therapeutische Berufserfahrung sollte belegt sein. Normale psychische Stabilität und die Bereitschaft zur Selbsterfahrung sind Voraussetzungen zur Teilnahme an dieser Erweiterungsqualifikation Psychomotorik.
Umfang, Dauer
Das 2. Modul »Dialog, Beziehung, Übertragung« findet an vier Wochenenden (Fr.16 - So.13 Uhr) statt und umfasst insgesamt 100 Stunden (80 Seminarstunden sowie ein Literaturstudium von 20 Stunden) innerhalb 12 Monaten. Zum ersten Wochenende erhalten Sie als inhaltliche und fachliche Begleitung einen link zum Buch von Hans von Lüpke/ Reinhard Voß (2000): „Entwicklung im Netzwerk“ (Luchterhand Verlag). Die Weiterbildung findet in einer konstanten Gruppe statt. Die Seminare werden von SeminarreferentInnen meist am Samstag (10-19 Uhr) und Sonntag (9-12.45 Uhr) geleitet und an diesen Tagen auch mit einer Prozessbegleitung betreut. Der Freitag (16-19.45 Uhr) ist dann allein der Gruppe und dem Gruppenprozeß gewidmet; die Prozessbegleitung entwickelt und strukturiert diesen Spätnachmittag. Die Reihe wird mit einer Literaturarbeit abgeschlossen, die den Dialog mit einem Autor und dessen Inhalten sucht (s.o. aus dem Buch von Hans von Lüpke/ Reinhard Voß (2000): „Entwicklung im Netzwerk“ (Luchterhand Verlag). Die Erweiterungsqualifikation ‚Dialog, Beziehung, Übertragung’ wird bescheinigt und kann mit einer aus dem Abschlusswochenende ausgesprochenen Empfehlung als 2. Modul für die Ausbildung zur/zum „Psychomotorikerin/Psychomotoriker (IBP)“ ® anerkannt werden.
1. Seminar
Mein Beziehungsstil. Die therapeutische Arbeit im Konzept von Nähe und Distanz, von Führen, Begleiten, Dominieren.
2. Seminar
Familiendiagnostik, Genogramm, Elternarbeit. Mein Dialog mit Kindern und Eltern, der gesamten Familie. Familiengeschichte(n) und Stammbaumbetrachtungen.
3. Seminar
Gegenübertragungsanalyse in der Psychomotorischen Therapie.
4. Seminar
Was stört meine Arbeit und was stärkt meine Arbeit? Zu meiner beruflichen Kompetenz.
Anmeldebedingungen und Kosten
Bitte melden Sie sich schriftlich beim IBP an. Normale psychische Stabilität und die Bereitschaft zur Selbsterfahrung sind Voraussetzungen zur Teilnahme am Modul 2. Die Kursgebühren von 750,- Euro können in einer Zahlung erfolgen. Oder per Dauerauftrag über 6 Monate 130,- Euro/Monat. Bitte berücksichtigen Sie, dass ein Dauerauftrag geringfügig teurer ist.