Bereich Sensomotorisches Handeln
Ein Teil menschlichen Erkenntnisvermögens ist das sensomotorische Handeln, der konkrete, sinnliche Umgang mit den Gegenständen. Erst wenn man einen Gegenstand in die Hand nimmt, kann man fühlen, wie er sich anfasst oder wie schwer er ist und erst wenn man an ihm riecht, hat man eine Vorstellung von seinem Geruch. Kinder kommen durch Greifen, also durch anfassen, drehen, heben, schmecken zum "Begreifen" der Welt  und diese Erkenntnisform bleibt dem Menschen ein Leben lang erhalten. Auch wenn logisches, abstraktes Denken längst nicht mehr möglich ist und "praktisches Denken" nur noch in Teilbereichen vorhanden ist, sind konkrete Handlungen immer noch möglich. Und das, was mit den Dingen gemacht wird, ist eben nicht ganz zufällig, sondern auch von den Materialien abhängig.

Entwicklung im Alter birgt die Gefahr des Verlustes an realen Erfahrung, die Teilnahme am (gesellschaftlichen) Leben erfolgt oft nur noch sekundär über Medien. Aber: wir brauchen materiale Erfahrung, d.h. konkretsinnliches Handeln mit den Gegenständen der Umwelt, um Erkenntnis zu gewinnen. Wie O. GRUPE (1976) es mit seiner "erkundenden" Bedeutungsdimension der Bewegung anschaulich gemacht hat, brauchen wir sensomotorisches Handeln, um Wissen zu erwerben. Man muss einen Gegenstand in die Hand nehmen, ihn berühren, daran riechen, sein Gewicht fühlen können, um ihn zu verstehen. Ansehen allein reicht nicht aus, seine Funktionen und den eigenen Umgang mit ihm zu erkennen.

Wenn in einem Altenund Pflegeheim der eigene Aktionsradius oft nur auf das Zimmer oder sogar nur auf einen Sessel beschränkt ist und tätiges Handeln gar nicht erst zugelassen wird, sind materialen Erfahrungen sehr reduziert. Es gibt kaum Möglichkeiten zu sensomotorischem Handeln und bewusstem Umgang mit der Umwelt. Das Hantieren mit Objekten ist auf wenige Gegenstände des Alltags beschränkt  die Auswirkungen auf Persönlichkeit und Identität lassen leider nicht lange auf sich warten. Psychomotorische Förderung bedeutet also auch, Raum zu geben, dass die Menschen (wieder) materiale Erfahrungen machen können und insgesamt ihre kognitiven Fähigkeiten anregt werden. Das oft zu beobachtende "Dahindämmern" der Bewohner einer Pflegestation wird all zu häufig auf krankhafte degenerative Veränderungen des Gehirns geschoben  und dabei ist es häufig (zumindest zum Teil) die Folge einer mangelnden sensomotorischen Anregung.

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