Bereich Gedächtnis
Die Leistungsfähigkeit des Gehirns ist Voraussetzung und Bedingung koordinierter Bewegungsabläufe. So besteht beispielsweise das Trinken aus einem Glas aus einer Vielzahl von Einzelhandlungen (das Glas greifen, hochheben, es an den Mund führen ohne zu verschütten, im richtigen Winkel zu kippen, das Glas wieder zurückstellen, die Finger lösen etc.), die zentral gesteuert werden müssen, damit sie koordiniert und fein abgestimmt ablaufen können. Nur wenn die geistigen Fähigkeiten erhalten bleiben, ist die Kontaktaufnahme und die Verständigung mit der Umwelt überhaupt möglich. Nur ein Mensch, der noch über seine kognitiven Möglichkeiten verfügt, kann  zumindest in Teilbereichen  die Verantwortung für sich selbst übernehmen und die Abhängigkeit von Pflege mildern. Auch das Gehirn ist, wie alle anderen Körperfunktionen auch, darauf angewiesen, "in Übung" zu bleiben, es bedarf des täglichen Trainings, das die geistigen Fähigkeiten beansprucht. Damit wird seine Förderung erreicht. Statt dessen bestimmt oft bewegungsloses Dahindämmern, stundenlanges Sitzen ohne Anregungen von außen, Eintönigkeit und Lethargie den Alltag in einem Alten und Pflegeheim.

Die Zusammenhänge zwischen Bewegung und geistiger Leistungsfähigkeit sind eindeutig nachgewiesen (vgl. JASPER, 1996): bei einem Menschen, der sich bewegt, steigt die Durchblutung des Gehirns an und schafft damit bessere Voraussetzungen für jegliche Art von Tätigkeit. Feinmotorische Übungen der Hände und Füße zählen dabei genauso dazu wie großräumige Bewegungen. Alle Bewegungen beanspruchen und fördern gleichzeitig Wahrnehmung, Reaktion, Vorstellungs und Denkvermögen, setzen ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit und Koordinationsvermögen voraus und zielen auch wieder darauf ab  kurz, alle Formen des geistigen Leistungsvermögens werden beansprucht. Insofern wird deutlich, dass Bewegungsförderung immer auch Gehirntraining ist. Psychomotorische Angebote beinhalten immer auch entsprechende Anregungen, ohne dass "Extraaufgaben" zum Gedächtnistraining durchgeführt werden. So ist z.B. ein Spiel, bei dem die Teilnehmer beim Fangen eines Balles einen Blumennamen sagen, oder ein Spiel zur optischen Wahrnehmung, bei dem man sich verschiedene Gegenstände unter einem Tuch merken muss, oft explizit in Gedächtnistrainingsprogrammen enthalten (vgl. STENGEL, 1987). In der psychomotorischen Arbeit ist Gedächtnistraining immer integriert. Wobei neben dieser bewegungsorientierten Form das kognitive Gedächtnistraining in Gruppen natürlich durchaus seine Berechtigung hat. Genauso wie der andere Aspekt des Gedächtnistraining, nämlich den Bezug zum gelebten Leben zu behalten, die Erinnerungen aufleben zu lassen, die Verknüpfung mit Erfahrungen des Lebens zu leisten, in der Psychomotorik einen hohen Stellenwert innehat und ständig in den Stunden und im Bezug zu den Bewohnerrinnen und Bewohnern mitschwingt.

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